Die Anfänge des Hotel Rungholt, wie man es heute kennt, gehen auf das Jahr 1894 zurück, als Peter Friedrich Nann, der Großonkel des heutigen Hotelchefs, das Fährhaus Munkmarsch erwarb. Nann, ein beweglicher Mann von Nordstrand mit großem Unternehmerherz, kaufte nur sechs Jahre später das »Hotel zum Kronprinzen« in Wenningstedt hinzu und pachtete auch das stattliche Kurhaus Kampen, das einst herrschaftlich über dem Roten Kliff thronte. Binnen weniger Jahre war die Familie damit zum größten Gastgeber Schleswig-Holsteins geworden. In rascher Folge enstand dann nebenan das »Logierhaus Meeresblick«, 1933 wird das »Rungholt I« erbaut.
Benannt wurde das Hotel Rungholt nach der gleichnamigen Stadt, die bei Nordstrand lag und so etwas wie das Atlantis des Nordens ist: Im Januar 1362 soll Rungholt in der Marcellusflut untergegangen sein, die damals 100.000 Menschen das Leben kostete. Erst in den 20ern und 30ern des letzten Jahrhunderts gab das Watt Überreste der Siedlung frei, womit deren Existenz final bewiesen war. Zum Mythos wurde Rungholt durch Überlieferungen von Generation zu Generation und durch Detlev von Liliencrons Gedicht »Trutz, blanke Hans« (1882), das mit den Zeilen beginnt: »Heute bin ich über Rungholt gefahren, die Stadt ging unter vor 600 Jahren …«
»80 starke Männer, viele Schaufeln und ein einziges elektrisches Förderband«, so erinnerte sich einst Dietrich Erdmann, standen an der damals noch relativ kahlen Kurhausstraße zusammen, als sein Onkel Max und seine Tante Netty Nann im Frühjahr 1933 den Grundstein für das Hotel Rungholt I legten. In einem großartigen Kraftakt wurde das Hotel innerhalb von nur 100 Tagen erbaut und rechtzeitig zur damals noch eng begrenzten und sehr überschaubaren Kampener Saison eröffnet. In vielen kleinen und auch sehr viel größeren Schritten wuchs das Haus dann, umsorgt von drei Generationen Erdmännern und -frauen, zu dem heran, was es heute ist.
Von Anfang an ist das elegante Rungholt im Verbund mit dem markanten Kurhaus ein Treffpunkt der Prominenz. Es wird stilvoll feste gefeiert, nächtelang an der Reiterbar diskutiert, ganz in Weiß Tennis gespielt und in großen Abteilungen auf edlen Pferden ausgeritten – schließlich ist Hausherrin Netty Nann passionierte Reiterin. 1939 beendet der Krieg diese Ära. Als Max Nann stirbt, verpachtet seine Witwe Netty zunächst das zum Ensemble gehörende Kurhaus, um dann Mitte der 50er-Jahre groß umzubauen und wiederzueröffnen. 1966 verkauft sie Kurhaus und Meeresblick. Sie hat große Pläne: Jetzt soll das Rungholt II gebaut werden!
Der erste Generationswechsel vollzieht sich, als Netty Nann 1970 stirbt und das Haus ihrem Neffen Dietrich Erdmann vererbt, der in Nordrhein-Westfalen lebt, mit den Kindern und seiner Frau Gisela den Biografie-Bruch wagt und nach Kampen geht. Dort wird im Rungholt renoviert, eine Verbindung von Haus I und II geschaffen. 1985, 1989 und 1990 reift das Haus baulich weiter. 1994 der zweite Generationswechsel: Sabine und Dirk Erdmann verleihen dem Hotel sensibel ihre Handschrift, mit Suiten und großem Beauty- und Wellnessbereich, gestalten Empfang, Reiterbar und Restaurant neu und bauen eine Privatwohnung. Für die vierte Generation Rungholt.